Jemand stellt ein Youtube-Video ein. Er belegt es mit seitenlangen Quellenangaben. Fakten nennt er das. Sein Video, so der Tenor, spräche für sich selbst, dafür dass eine Partei bzw. eine politische Richtung für alles Übel in Deutschland verantwortlich sei. Folgt man seinen Fakten, gibt es nur eine ehrliche Reaktion: Ja - welche nun eigentlich?

Ein probates Mittel, andere Ansichten zu diskreditieren geht folgendermaßen:

  • Man stellt eine Vielzahl an Thesen in den Raum, nennt sie vielleicht sogar Fakten.
  • Man wartet auf Entgegnungen, die sich aufgrund der Vielzahl an Ausgangsthesen (mit denen Thema und Stoßrichtung bereits gesetzt sind) schwierig gestalten. Nicht jedem ist jeder Aspekt gleich wichtig, zudem verliert man sich leicht im Dschungel der Quellen, die nicht immer korrekt abgeleitet sind und auch in Bezug auf Qualität differieren.
  • Abschliessend nimmt man die schlechtesten Entgegnungen, stellt sie als repräsentativ dar und zeigt somit, wie schwach die Gegenseite argumentiert. Wer kann, sucht zur Verstärkung Gleichgesinnte, die durch schiere Masse jede detaillierte Auseinandersetzung unmöglich machen.

Früher war alles besser. Nunja, vielleicht nicht alles, aber es gab durchaus Beachtenswertes. Nehmen wir einmal das Mittelalter; die Scholastik. Der wohl bekannteste Gelehrte jener Zeit war Thomas von Aquin und auch er sah sich einer Vielzahl Meinungen gegenüber, die er nicht vertrat. Seine Methodik der Auseinandersetzung war jedoch eine andere.

  • Zuerst stellte er die Gegenposition zu seinem Anliegen dar. Dies geschah nicht, um sie der Lächerlichkeit preis zu geben, um quasi eine Karikatur seiner Gegner zu schaffen, sondern um die Argumente seiner Kontrahenten zu verstehen. Zeitgenossen bezeugten, dass er in seiner Zusammenfassung die Position anderer oft treffender und eloquenter vortrug, als sie es selbst getan hatten. Es gibt sogar Positionen, von denen wir heute gar nichts mehr wüssten, hätte er sie nicht ausführlich skizziert.
  • Anschließend kam die Gegenrede, genau abgestimmt auf das, was ihm wichtig war und was er vorher zitiert hatte.
  • Auf dieser Basis konnten Leser ein eigenes Urteil fällen und im Wissen um beide Positionen, eigene Einsichten auf- und ausbauen.


In einer Welt aus Filterblasen, aus der heraus wir jene, die unsere Kreise nicht teilen schnell für nicht satisfaktionsfähig erklären, täte es uns gut, fremde Positionen genauer zu betrachten und zu durchdenken. 

Allzu schnell werden Ansichten, die wir nicht teilen, pathologisiert. Jeder vernünftige Mensch teilt natürlich unsere Einsicht, wir gehen ja offen und ehrlich an die Welt heran, mit den besten Absichten, wer ebenso hehre Ziele vertritt wie wir, der wird natürlich unsere Meinung teilen müssen, quasi zwangsweise. Wer das nicht einsieht, der ist entweder schlecht, oder dumm. Anderes kann nicht sein.

Dass auf dieser Grundlage auch die Aggression gegen Menschen wächst, die partout nicht einsehen wollen, was auf der Erde gut und wichtig ist, liegt auf der Hand. Aber diese Aggression ist nicht schlimm, es ist gerechter Zorn, eine Wut, die sich berechtigt Bahn bricht. Der Zweck heiligt die Mittel.

Medias in Res möchte diesen Weg nicht einschlagen. Wir wollen Menschen aus verschiedenen Lagern zusammenführen und die Argumente der anderen verstehen. Dabei geht es immer um Inhalte, nicht um Mehrheiten, Moden oder Gefälligkeiten. 

Natürlich vertreten auch wir eigene Meinungen, natürlich sind auch wir nicht frei von Vorurteilen. Es ist aber unser festes Anliegen, unser erklärtes Ziel, in menschlich fairem Miteinander den großen Themen offen auf den Grund zu gehen.

Wir gehen Medias in Res. (PZ)

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