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Die Menschen gehen auf die Straße. In kleinen Orten wie auch in großen Städten. Menschen, die bislang meist ein eher unauffälliges Leben geführt haben: Familien, Berufstätige, nicht arm oder sozial abgehängt, sondern oft aus Positionen mit Verantwortung heraus und durchaus mit gesellschaftlich anspruchsvollen Aufgaben.

Juristen, Informatiker, Handwerker, Ärzte und Pflegepersonal sowie viele andere Bereiche, von Heilberufen bis zum Handel oder der Industrie – man findet eine bunte Mischung. Auch politisch bilden die Spaziergänger, wie sie sich neudeutsch nennen, keine homogene Gruppe. Viele stammen aus dem Milieu der frühen Alternativen – also der Grünen Alternativen Liste, wie es damals hieß. Andere sind religiös motiviert, stammen dem ehemaligen Umfeld der Unionsparteien, sind gar zur AfD abgewandert, aber ebenso sind nicht wenige Libertäre oder gar Linke auf den Zügen zu finden.

Geeint durch Angst vor einem immer repressiver auftretenden Staat

Was sie einigt, ist die Angst: eine Angst im Allgemeinen, besonders aber in Bezug auf die kommende Impfpflicht, zuerst für bestimmte Berufsgruppen, später dann für alle. Eine Impfpflicht mit Arzneimitteln, über deren Wirkung man sich weitgehend nicht im Klaren ist, deren Effektivität von den offiziellen Stellen immer wieder neu diskutiert und relativiert wird, über die horrende Geschichten von Nebenwirkungen kursieren und vor denen immer mehr auch Ärzte und medizinische Wissenschaftler warnen.

Natürlich. Als Laie kann man kaum eine fundierte Risikoabwägung vornehmen, aber in Bezug auf eine Angst ist das auch nicht von Nöten. Es reicht völlig aus, wenn man den Befürwortern und deren Quellen nicht vertraut.

Wer einmal lügt ...

Wenn Politiker, die heute dieses und morgen jenes behaupten und nicht selten weniger Expertise im Fach aufweisen als der durchschnittlich gebildete Bürger mit Abitur, wenn diese Menschen oder deren Umfeld immer wieder unlautere Absichten vorgeworfen und teils auch nachgewiesen bekommen, angefangen von bewussten Falschaussagen, über politisch motivierten Druck auf Wissenschaftler und Institutionen bis hin zu Korruption und Vorteilsnahme, dann ist ein gesundes Misstrauen gegen alles, was aus ihren Reihen promotet wird, nur allzu natürlich.

Zwei Jahre kontinuierlicher Abbau von Grundrechten, die Manipulation und das direkte Übergehen von Judikative und Legislative, haben Spuren hinterlassen. Doch auch wenn wir uns mittlerweile an viele Einschränkungen gewöhnt haben, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wären, so richtig angekommen sind viele in der „neuen Normalität“ noch nicht und nicht wenige warten auf ein Ende der Maßnahmen, die sie allein aus der wagen Hoffnung auf eine Rückkehr zu früheren Gepflogenheiten hinnehmen.

Die Begründung durch ein Gesundheitsmanagement, mit dem man einer weltumspannenden bedrohenden Krankheit zu begegnen vorgibt, die von vielen Infizierten nicht wahrgenommen wird und die auch in keinem Land signifikante Sterblichkeitsraten jenseits traditioneller Grippewellen hervorgebracht hat, bröckelt und so kann man den Eindruck gewinnen, die Politik versuche in einem letzten Kraftakt noch einmal Fakten zu schaffen.

Bewährte Lösung: mehr Druck und Kontrolle

Statt um Vertrauen zu werben und mehr Transparenz zu schaffen, setzt man auf Druck. In einer Situation, in der sich viele von den Akteuren der Politik übergangen sehen und in ihren Sorgen und Ängsten nicht wahrgenommen fühlen, wird zu Zwangsmaßnahmen gegriffen.

So werden Stimmen lauter und Pläne konkreter, Kommunikationsplattformen, die man als Ursache des Übels ausgemacht hat, abzuschalten. Es wird nicht einmal mehr so getan, als wollte man mit dem politischen Gegner ins Gespräch kommen. Wer nicht auf der Seite der Mächtigen steht, hat keine Stimme. Und wer sich dennoch vernetzt, dem versucht man das Werkzeug zu nehmen.

Natürlich berichten auch die Medien bestenfalls rudimentär über die Proteste, am ehesten in Formaten, in denen man sich über die „Schwurbler“ und „Aluhutträger“ lustig macht. Dass das bei den Betroffenen eher eskalierend wirkt, nimmt man nicht nur billigend in Kauf, man kann den Eindruck gewinnen, dass das sogar Ziel der medialen Flankierung staatlicher Repressalien ist.

Gute Angst und schlechte Angst

Auf diese Weise entsteht aus der Angst um die Unversehrtheit des eigenen Körpers sowie um die der Schutzbefohlenen vermehrt auch Wut und Zorn. Sicher ist das genau so gewollt, wenn auch öffentlich über steigende Aggressivität noch Verwunderung geheuchelt wird. So fragt letztlich niemand nach der Ursache, solange man mit dem Finger auf die vermeintlich skrupellosen Egomanen zeigen kann, die sich angeblich auf Kosten der Allgemeinheit Sonderrechte erstreiten wollen. Tun sie das gewaltbereit, um so besser kann man sie anprangern.

Es bleibt dem staunenden Betrachter vor allem die Erkenntnis, dass wohl zwei verschiedene Arten von Angst existieren: die gute Angst vor einem Virus, der bislang zu den gewöhnlichen Grippeviren zählte und auf der anderen Seite die falsche, also unbegründete Angst vor dem Staat und dessen Macht- und Kontrollmechanismen.

Traditionell ist es genau andersherum gewesen. Die schlimmsten Übel der Welt sind nicht durch die Natur entstanden, sondern durch menschliche Ideologien (die es allesamt immer nur gut mit ihrer Klientel meinten). Gerade Staaten, wenn sie dachten, im Sinne einer besseren Welt über die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen hinweggehen zu dürfen, haben die schlimmsten Katastrophen verursacht. Je mehr wir uns durch Angst den Blick verstellen lassen, desto mehr schwindet diese Einsicht aus unsrem Bewusstsein: egal ob durch gute, oder schlechte Angst.

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